Deutschlang war oft mit dabei

Pannen, Politik und Proteste: Die größten Skandale beim Eurovision Song Contest

Banner des Eurovision Song Contest 2024 in Malmö mit Logo und schwedischer Flagge an einem Gebäude.
© JOHAN NILSSON/TT NEWS AGENCY/AFP via Getty Images
2024 findet der Eurovision Song Contest in Malmö statt.

Seit 1956 findet der Eurovision Song Contest nahezu jedes Jahr statt. Im Laufe der Zeit kam es dabei auch zu einigen Pannen. BILD der FRAU hat die größten Skandale zusammengetragen.

Es vergeht fast kein Jahr, in dem es nicht bereits vor dem großen Finale des Eurovision Song Contests zu Aufregern, Empörung oder kritischen Stimmen kommt. Doch auch die Show selbst liefert immer wieder große oder kleine Skandale, die zuweilen höchst politisch sind – und das, obwohl politische Botschaften während der Auftritte der einzelnen Länder eigentlich verboten sind. An vielen der Skandale war auch Deutschland im Laufe der Jahre beteiligt.

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Schweiz stimmt 2x für sich selbst – und gewinnt

Direkt im ersten Jahr des "Grand Prix Eurovision de la Chanson européenne" kam es zu einem kleinen Fauxpas. Gastgebendes Land war in diesem Jahr die Schweiz gewesen, die sich musikalisch gegen die sieben Teilnehmer*innen, bestehend aus der Bundesrepublik Deutschland, Italien, Luxemburg, Belgien, Frankreich und den Niederlanden, hatte durchsetzen können.

Ein Grund für den Sieg der Schweizer könnte der Umstand gewesen sein, dass die Jury gleich zweimal abstimmen durfte und beide Male sich selbst wählte – seinerzeit war es noch erlaubt, den eigenen Interpret*innen die Punkte zu geben. Zustande kam diese doppelte Punktevergabe, weil Luxemburg keine Jury mit zum Contest brachte und sein Stimmenrecht an den Veranstalter abgab.

Das ESC-Skandaljahr 2016

Bei wohl keinem anderen Eurovision Song Contest kam es zu mehr Schlagzeilen als 2016, denn in diesem Jahr ereigneten sich gleich vier kleine Skandale. So verweigerte die European Broadcasting Union beispielsweise Rumänien die Teilnahme, weil der rumänische Übertragungssender rund 16 Millionen Schulden hatte. Damals hieß es, dass keiner der Versuche, die Angelegenheit zu klären, von der rumänischen Regierung erwidert worden sei. Der Singer-Songwriter Ovidiu Anton musste daraufhin zu Hause bleiben.

Auch Deutschland sorgte mit seinem Kandidaten für Aufruhr: Da es in diesem Jahr keinen Vorentscheid gab, entschied der NDR, Xavier Naidoo ins Rennen zu schicken – und bekam dafür einen Shitstorm ab.

Der Sänger hatte zuvor nämlich einige politisch umstrittene Aussagen getätigt – dass ein Musiker, der mit Homophobie, Antisemitismus und Verschwörungstheorien in Verbindung gebracht wird, das deutsche Aushängeschild beim ESC sein sollte, stieß bei den Zuschauer*innen auf Kritik. Die Nominierung wurde daraufhin zurückgezogen und spontan ein Vorentscheid veranstaltet, aus dem Jamie-Lee Kriewitz als Siegerin hervorging. In Schweden belegte sie allerdings den letzten Platz.

Während des ersten Halbfinales des Grand Prix kam es ebenfalls zu einem Fauxpas. Das russische Jurymitglied Anastasia Stotskaya musste kurz vor dem Finale suspendiert werden, weil sie ein Video der Abstimmung der fünf Punktrichter*innen im Netz geteilt hatte, in dem auch ihr Wertungsbogen zu sehen gewesen war. Die Regeln sehen jedoch vor, dass das Verfahren komplett im Geheimen abgehalten werden muss.

2016 schien für Russland generell kein gutes ESC-Jahr gewesen zu sein, denn im Finale schnappte die Ukrainerin Jamala ihnen den Titel vor der Nase weg – und das auch noch mit einem höchstpolitischen Lied. Obwohl die damals 32-Jährige in "1944" nur die Geschichte ihrer Familie besang, wurde ihre unterschwellige Kritik an der Krimkrise mehr als deutlich. Das sorgte in Russland natürlich für viel Wirbel, das Land musste sich mit dem dritten Platz begnügen.

Gleich vier Musiker*innen auf dem ersten Platz beim Eurovision Song Contest

In den ersten Jahren des Musikwettbewerbs änderte sich noch einiges an den Regeln. Nicht zuletzt, weil es immer wieder zu kleinen Pannen kam. So auch beim 14. ESC, der damals in Spanien stattfand: Nach der finalen Punkteverteilung fiel auf, dass vier Interpret*innen aus unterschiedlichen Ländern jeweils 18 Punkte hatten.

Da es damals noch keine entsprechende Regelung gab, was in solch einem Fall passiert, wurden Spanien, Frankreich, die Niederlande und Großbritannien gleichermaßen zum Sieger gekürt und Amsterdam zum nächsten Austragungsort gewählt. Mittlerweile gilt, dass bei gleicher Punktzahl die höchste Einzelwertung entscheidet.

Plagiatsvorwürfe gegen Cascada und Andreas Kümmerts ESC-Rückzieher

Deutschland hatte während seiner ESC-Laufbahn ebenfalls mit so einigen Kontroversen zu kämpfen. Besonders 2015 wird wohl in die Geschichtsbücher eingehen, denn der Gewinner des deutschen Vorentscheids "Unser Song für Österreich" wollte prompt nicht nach Wien fahren.

Gerade als Barbara Schöneberger dem Glücklichen zu seinem Sieg gratulieren wollte, verkündete dieser, dass er sein Ticket an die Zweitplatzierte Ann Sophie abgebe. In einem späteren Interview schilderte Andreas Kümmert, ihm sei in diesem Moment klar geworden, dass ein Auftritt beim ESC ihn mental zu sehr überfordern würde. Ann Sophie trat in diesem Jahr dann mit ihrem Track "Black Smoke" auf, fuhr jedoch ohne Punkte wieder nach Hause.

Zwei Jahre zuvor hatte es bereits Probleme mit der deutschen Landesvertretung beim ESC gegeben. Die Musikgruppe Cascada sollte in Malmö mit ihrem Song "Glorious" auftreten, doch viele Medien sahen eine starke Ähnlichkeit zum Vorjahressieger "Euphoria" von Loreen. Das hätte die Musiker*innen beinahe ihre Teilnahme gekostet. Ein Gutachten bestätigte dann allerdings, dass es sich nicht um ein Plagiat handelte.

Ließ Russland Tausende Straßenhunde wegschaffen?

2009 fand der Grand Prix Eurovision de la Chanson in Russland statt. Die Gastgeber*innen hatten den Zuschauer*innen schon im Vorhinein einen "olympiareifen Grand-Prix" versprochen und wollten dafür offenbar auch ein schönes Straßenbild präsentieren.

So sollen die russischen Verantwortlichen Tausende Streuner aus Moskau weggeschafft haben. Normalerweise leben so circa 35.000 Straßenhunde in der Hauptstadt. Angesichts dieser Anschuldigungen zeigte sich auch der russische WWF entsetzt: Die Tötung von Straßenhunden ist in der Metropole nämlich seit 2002 verboten.

Weitere kleine ESC-Skandale

Heutzutage wäre es fast schon gar nicht mehr denkbar, dass ein elf Sekunden langer Kuss für öffentliche Empörung sorgt, doch 1957 geschah genau das. Während ihres Duetts kamen sich die Dänen Birthe Wilke und Gustav Winckler sehr nahe und küssten sich vor den schockierten Augen der Presse.

56 Jahre später sorgte dann ein weiterer Knutscher beim ESC für Aufsehen: Um ein Zeichen gegen das Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen in Finnland zu setzen, küsste die Sängerin Krista Siegfrids im Halbfinale des ESCs ihre Background-Tänzerin.

Auch 2017 kam der Eurovision Song Contest nicht ohne negative Schlagzeilen aus. In diesem Jahr sollten eigentlich 43 Länder an dem Wettbewerb in Kiew teilnehmen, doch die Ukrainer ließen die russische Sängerin Julija Samoilowa nicht einreisen.

Zwei Jahre zuvor war die Interpretin – nach ukrainischem Gesetz widerrechtlich – auf die Krim gereist, ohne dafür einen offiziellen ukrainischen Grenzübergang zu verwenden. Trotz jeglicher Bemühungen der European Broadcasting Union, die Angelegenheit respektvoll zu lösen, zog Russland seine Teilnahme schließlich zurück.

Im Jahr 1978 wiederum boykottierten arabische TV-Sender den Auftritt des israelischen Sängers Izhar Cohen und seiner Gruppe "The Alphabeta". Statt den Song zu zeigen, wurde auf der arabischen Halbinsel in die Werbung geschaltet. Geschadet hat Izhar und Co dieser kleine Skandal aber nicht. In Paris räumten sie richtig ab und belegten mit über 30 Punkten Vorsprung den ersten Platz beim Musikwettbewerb.

Quellen:
tz.de, stuttgarter-nachrichten.de, eurovision.de
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